05.06.2024 - München
Anlässlich der aktuellen Starkregenereignisse und des Hochwassers in Bayern fordert die Verbändekooperation "Wassersensibles Planen und Bauen", der auch die Bayerische Ingenieurekammer-Bau angehört, deutlich mehr Hochwasservorsorge und eine konsequente und flächendeckende Umsetzung des Schwammstadtprinzips, um Städte an den Klimawandel anzupassen und die Bürger bestmöglich zu schützen. Die Hochwasservorsorge müsse bei der Siedlungsentwicklung deutlich stärker berücksichtigt werden und bei allen Planungen von Anfang an im Fokus stehen.
Weite Teile Bayerns standen in den vergangenen Tagen unter Wasser, Straßen in Städten wurden zu reißenden Flüssen. Überflutungen lassen sich bei extremen Niederschlägen niemals vollständig verhindern. Mit technischem Hochwasserschutz - Deiche und mobile Hochwasserschutzsysteme – sowie Rückhalteräumen und Überflutungsflächen an den Gewässern lassen sich aber die Scheitel aber deutlich senken und viele Schäden vermeiden. Notwendig ist zudem eine konsequente und flächendeckende Umsetzung des Schwammstadtprinzips, um Städte an den Klimawandel anzupassen und die Bürger bestmöglich zu schützen.
„Das Thema Wasser muss bei der Siedlungsentwicklung deutlich stärker berücksichtigt werden und bei allen Planungen von Anfang an im Fokus stehen“, fordert die Initiative "Wassersensibles Planen und Bauen", ein Zusammenschluss des Landesverbandes Bayern der DWA Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, der Bayerischen Architektenkammer, der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau und dem Bayerischen Handwerkstag.
Konkret fordert die Initiative „Wassersensibles Planen und Bauen“:
Die Hochwasserchronik der vergangenen Jahre zeigt den hohen Handlungsbedarf in Bayern: Pfingsthochwasser 1999, Alpenhochwasser 2005 im Donauraum, bayernweites Junihochwasser 2013, sowie viele lokale und regionale Überflutungen nach Starkregen wie beispielsweise in Simbach am Inn 2016. Vor allem kleinflächige Überflutungen mit Sturzfluten stellen ein hohes Risiko dar, aufgrund der kurzen Vorwarnzeiten auch für Leib und Leben. Insbesondere bei lokalem, intensivem Starkregen nach längeren Niederschlagsperioden drohen aufgrund der gesättigten Böden extreme Überflutungen.
Die Hochwasserrisiken werden in der Bevölkerung trotz der zahlreichen Katastrophen in der jüngeren Vergangenheit erheblich unterschätzt. Eine 2019 durchgeführte Befragung der Kantar Emnid im Auftrag der Initiative Hochwasser.Info.Bayern zeigt, dass die Bevölkerung in Bayern das Risiko von Hochwasser und Starkregenereignissen mit 8 bzw. 13 % als sehr gering einstuft. Gerade vor diesem Hintergrund gewinnt die Mitnahme der Bevölkerung und die Vorsorge auf kommunaler Ebene, insbesondere durch eine wasserbewusste Siedlungsentwicklung, enorm an Bedeutung.
Die im Jahr 2019 gegründete Verbändekooperation "Wassersensibles Planen und Bauen" will dieses Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen und die wasserbewusste Siedlungsentwicklung, das Prinzip Schwammstadt, flächendeckend forcieren. Ein zentraler Aspekt ist ein Stopp der Versiegelung und eine weitestmögliche Entsiegelung von Flächen. Viele Flächen können auch multifunktional genutzt werden, Grünflächen, Parks, Parkplätze oder Sportanlagen können als zusätzlicher Rückhalt bei Starkregen dienen, um ein schnelles Abfließen des Wassers zu verhindern und die Hochwassergefahr zu reduzieren. Gleiches gilt für den konsequenten Ausbau von Gründächern. Schäden können vermieden werden, wenn Überflutungsflächen von Bebauung freigehalten werden. Überflutungsflächen sind Überflutungsflächen und kein Baugebiet.
Die Verbändekooperation unterstützt die Position der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA), hier online einsehbar.
Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Internetseite:
Dr.-Ing. Andreas
Rimböck, stellvertretender Vorsitzender DWA Landesverband Bayern:
„Die schlimmen Bilder
vom Wochenende aus ganz Bayern führen erneut eindrücklich vor Augen: wir alle
sind gefordert, unseren Beitrag zur Hochwasservorsorge zu leisten. Ein
wichtiger Baustein dazu sind Schwammsiedlungen, die mehr Wasser aufnehmen,
zurückhalten und verzögert abführen können. Wir sollten das Wasser bei allen
Neubauvorhaben aber auch Anpassungen im Bestand immer mitdenken! Hochwasser
werden immer wieder auftreten – so können wir die Wirkungen zumindest
abmildern!“
Franz Damm, Vizepräsident der Bayerischen Architektenkammer:
„Beim Planen und Bauen
spielt nicht nur die sogenannte graue Energie eine wichtige Rolle. Auch die
grüne Infrastruktur der Bäume und Pflanzen und die blaue des über und unter der
Oberfläche geführten Wassers, prägen das Gesicht eines Siedlungs- und Landschaftsraums
und sind wichtige Bestandteile für dessen Zukunftsfähigkeit, denn sie gestalten
das Leben und sichern das Überleben. Unerlässlich sind sie für die
Regenwasseraufnahme und -abgabe wie Schwämme, die Kühlung an Hitzetagen und die
Artenvielfalt. Die Entwicklung dieser Strukturen braucht Zeit zum Wachsen und
daher weit vorausschauendes Handeln. Wir müssen jetzt präventiv Maßnahmen
ergreifen, für uns und zukünftige Generationen, um Ereignisse wie wir sie
dieses Wochenende erleben, zu vermeiden oder wenigstens abzumildern.“
Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau:
„Drei Jahre nach der
Katastrophe im Ahrtal scheinen viele der guten Vorsätze von damals für eine
geänderte Siedlungsentwicklung bereits wieder vergessen zu sein. Dabei werden
wir künftig wohl viel häufiger mit Hochwasser konfrontiert sein. Die Folgen können
wir nur dann abmildern, wenn wir endlich anders planen und bauen. Wir müssen
der Realität ins Auge blicken: Manche Ortschaften, die früher kein
Hochwassergebiet waren, sind es nun. Will man diese Siedlungen nicht aufgeben,
müssen nicht nur die Häuser, sondern vor allem die komplette Siedlung baulich
verändert werden. Das Schwammstadtprinzip ist hier einer der wichtigsten Wege.“
Franz-Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstags:
„Das verheerende
Hochwasser in Süddeutschland zeigt auch, dass wir künftig anders planen und
bauen müssen. Die Gebäude, in denen wir leben und arbeiten, müssen besser an
Extremwetterlagen wie Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürreperioden und
Starkregen angepasst werden. Zusätzlich sollten Unternehmerinnen und
Unternehmer für ihre Betriebsstätten eine gewerbliche Gebäudeversicherung gegen
Elementarschäden abschließen. Die Handwerkskammern in Bayern geben als Träger
Öffentlicher Belange regelmäßig Stellungnahmen zu öffentlichen Bauvorhaben ab.
In diesem Zusammenhang weisen sie z.B. auch auf die Notwendigkeit
wassersensiblen Bauens hin.“
"Wassersensibles Planen und Bauen" ist eine Verbändekooperation, bestehend aus dem DWA-Landesverband Bayern, der Bayerischen Architektenkammer, dem Bayerischen Handwerkstag und der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Ziel ist es, durch eine wasserbewusste Siedlungsentwicklung den Schutz vor Hochwasser und Starkregenereignissen zu stärken und die nachhaltige Nutzung von Flächen in Bayern zu fördern.
Die Initiative "Wassersensibles Planen und Bauen" setzt sich dafür ein, dass Bayern sich mit einer vorausschauenden und nachhaltigen Siedlungsentwicklung den Herausforderungen des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt stellt und die Lebensqualität der Bevölkerung langfristig sichert.
Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Internetseite:
Pressemitteilung vom 05.06.2024
Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich gerne direkt an die Bündnispartner:
Bayerische Architektenkammer
Katharina Matzig, Leitung Referat Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 089 139880-56
E-Mail: prssbykd
Bayerische Ingenieurekammer-Bau
Sonja Amtmann, Pressereferentin
Tel: 089 419434-27
E-Mail: smtmnnbykd
Bayerischer Handwerkstag
Jens Christopher Ulrich, Pressesprecher
E-Mail: lrchbht-mnchnd
DWA-Landesverband Bayern
Sophia Badenberg
Tel: 089 233-62590
E-Mail: schwmmstdtdw-byrnd
Quelle: Verbändekooperation "Wassersensibles Planen und Bauen"; Fotos:sergei (S. Koch) / Adobe Stock; Dominik Kindermann / Adobe Stock; Thomas Rieger / Adobe Stock; Verbändekooperation Wassersensibles Planen und Bauen; Privat; Sebastian Widmann; Tobias Hase; Michael Schuhmann / HWK München; Verbändekooperation Wassersensibles Planen und Bauen
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