11.08.2025 - München
Am 5. August 2025 ereignete sich im oberen Wimbachtal bei Ramsau ein massiver Felssturz, der die Verwundbarkeit alpiner Regionen eindrucksvoll vor Augen führt. „Der Felssturz in den Berchtesgadener Alpen zeigt die möglichen Gefahren in den Bergen. Auch wenn nicht alle Risiken abgewendet werden können, bieten Geologen und Bauingenieure in der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau die Expertise zur Einschätzung der Gefahren und Sicherungsmaßnahmen“, sagt Vorstandsmitglied Dr.-Ing. Markus Hennecke.
„Die Expertinnen und Experten werden bei der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau in der Liste „Sachverständige für Sicherungsbauwerke gegen alpine Naturgefahren" geführt. Dazu müssen sie ihr Wissen nachweisen und sich regelmäßig in der Ingenieurakademie Bayern fortbilden“, so Hennecke weiter. (Mehr zur Liste unten)
Gegen Mittag hörte die Hüttenwirtin der Wimbachgrieshütte, Mareike Aigstorfer, ein lautes Krachen – ein Geräusch, das sich deutlich von den üblichen Steinschlägen unterschied: „Das war größer“.
Insgesamt wurden 20 Wanderer, darunter 18 Erwachsene, ein Jugendlicher und ein Kind, per Polizeihelikopter aus dem Gefahrenbereich evakuiert. Ein 46-jähriger Mann aus Hessen erlitt leichte Verletzungen durch einen abprallenden Stein, konnte jedoch eigenständig zur Hütte zurückkehren.
Der betroffene Steig zwischen der Wimbachgrieshütte und dem Trischübelsattel wurde auf einer Länge von etwa 100 Metern verschüttet. Laut ersten Schätzungen brachen rund 4.000 Kubikmeter Fels in etwa 1.700 Metern Höhe aus.
Charakteristisch für das Wimbachtal sind riesige Schuttströme, wegen denen der obere Teil des Tales auch Wimbachgries genannt wird. Oben am Talschluss sind sie gut 1,5 km breit. Das Verwitterungsmaterial zieht aus dem Gebiet der Palfenhörner herunter. Der Schutt ist unter dem Einfluss der Schwerkraft ständig, aber kaum merklich in Bewegung. Nach Starkregenfällen können größere Materialverfrachtungen beobachtet werden.
Der Felssturz im Wimbachtal ist kein Einzelfall. Das spröde Kalkgestein der Region ist bekannt für seine Instabilität. Bereits im September 1999 kam es zu einem deutlich größeren Ereignis, bei dem rund 200.000 Kubikmeter Gestein ins Tal stürzten. Auch in den Jahren danach wurden immer wieder kleinere Felsabbrüche registriert.
Solche Naturereignisse sind Ausdruck der geologischen Dynamik des Alpenraums. Die Kombination aus steilen Hängen, wechselnden Wetterbedingungen, Frost-Tau-Zyklen und tektonischer Aktivität führt dazu, dass Felsstürze, Hangrutschungen und Steinschläge jederzeit auftreten können. Diese Gefahren können durch technische Maßnahmen zwar reduziert werden – vollständig verhindern lassen sie sich jedoch nie.
Für Wanderer und Bergsportler bedeutet dies, dass alpine Touren stets mit einem Restrisiko verbunden sind. Eine gute Tourenplanung, aktuelle Informationen über Sperrungen und die Beachtung von Warnhinweisen sind essenziell. Auch für Gemeinden, Infrastrukturbetreiber und Bauherren stellt die Sicherung von Wegen, Gebäuden und Verkehrsverbindungen eine dauerhafte Herausforderung dar.
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau führt die Serviceliste „Sachverständige für Sicherungsbauwerke gegen alpine Naturgefahren“. Die in der Serviceliste geführten Personen verfügen über die erforderlichen Kenntnisse, die für den Zugang zu Aufträgen der Bayerischen Staatsbauverwaltung bei der Kontrolle und Prüfung von Sicherungsbauwerken gegen alpine Naturgefahren (Georisiken), insbesondere für Straßen, notwendig sind und könne bei der Planung, Begutachtung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen unterstützen.
Die dort gelisteten Sachverständigen weisen fachlich herausragende Kenntnisse in der Dimensionierung, Gestaltung und Überwachung dieser in alpiner Morphologie für die sichere Nutzung von Infrastruktureinrichtungen unerlässlichen Einrichtungen auf.
Mehr Infos zur Liste „Sachverständige für Sicherungsbauwerke“
Fortbildung
Die Ingenieurakadmie Bayern bietet einen Lehrgang zur Erfüllung der Eintragungsvoraussetzung in die Liste „Sachverständige für Sicherungsbauwerke“an. Unter dem folgenden Link gibt es weitere Informationen und man kann sich in die Warteliste für den nächsten Lehrgang eintragen lassen (noch kein Termin):
Quellen: Bayerische Ingenieurekammer-Bau, Bayerischer Rundfunk, Wikipedia, OVB24 GmbH, Fotos: Tobias Hase / Bayerische Ingenieurekammer-Bau, Thorsten Hartmann / Wikipedia / CC BY-SA3.0, Rosa-Maria Rinkl / Wikipedia / CC BY-SA4.0, Markus Hennecke, Autor: Jan Struck
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